Meldungen
28 junge Frauen und Männer aus Äthiopien und Mosambik starten in die Ausbildung
Nach intensiver Vorbereitung in ihren Heimatländern starteten insgesamt 28 junge Menschen aus Äthiopien und Mosambik am 1. September 2024 ihre Ausbildung im Bauhandwerk in Nordrhein-Westfalen.
Dies ist ein bedeutender Schritt nicht nur für die angehenden Fachkräfte, sondern auch für die Unternehmen der Baubranche, die dringend qualifiziertes Personal benötigen. Zueinander fanden Betriebe und Auszubildende durch den innovativen Poolansatz der BAUVERBÄNDE.NRW, der es Unternehmen erleichtert, internationale Talente gezielt auszubilden und langfristig in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren.
Bauunternehmen sind begeistert
Es ist kein neues Phänomen: In der Baubranche wird händeringend Nachwuchs gesucht – geeignete und motivierte Bewerber? Fehlanzeige. „Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, motivierte Auszubildende zu finden, die die Sache ernst nehmen und bereit sind, etwas zu lernen. Gerade in den ländlichen Regionen haben wir es schwer junge Menschen zu überzeugen. Bewerbungen bekommen wir kaum“, erklärt Henrik Temmink von der Heinrich Temmink GmbH & Co. KG aus Vreden im Westmünsterland.
Nachdem das Unternehmen im letzten Jahr erstmalig einen Auszubildenden aus Mosambik eingestellt hat und mehr als zufrieden waren, starteten im September 2024 gleich zwei junge Mosambikaner mit der Ausbildung zum Maurer. In den ersten Wochen verbringen Naftal Nhama und Wilton Salua erst einmal viel Zeit in der Berufsbildungsstädte BBS Westmünsterland in Ahaus.
„Die ersten Eindrücke sind sehr positiv. Sie sind mit Engagement bei der Sache und wollen wirklich“, unterstreicht BBS-Ausbilder Andreas Nollmann. „Die ein oder andere Barriere gibt es noch, aber generell passt alles schon sehr gut.“
Auch auf dem Lehrbauhof Münster lernen gerade fünf Auszubildende aus Äthiopien die Grundlagen des Pflasterns. Ein Vertrag erhalten haben Sie von der Firma Gieseke aus Rheine und der Firma Stratiebo aus Münster. „Wir haben ja bereits im vergangenen Jahr beste Erfahrungen mit einem Lehrling aus Äthiopien gemacht“, freut sich Joseph Bogatzki von der Firma Stratiebo nun sogar über zwei neue Auszubildende. „Die Jungs haben sich schon gut eingewöhnt und mit Negasa, unserem Lehrling aus dem letzten Jahr, haben sie natürlich auch die perfekte Unterstützung.“
Eine Zukunftsperspektive für beide Seiten
Aber nicht nur für die Betriebe ist die Initiative eine echte Chance: „In meiner Heimat ist es schwierig, eine solche Perspektive zu finden, es gibt zu wenig Arbeit für uns jungen Leute. Die Unterstützung, die ich hier erhalte, ist großartig“, erzählt Alazar Etafa aus Äthiopien, der bei der Firma Gieseke lernt. „Aber es ist auch eine große Umstellung und eine Herausforderung“, ergänzt Fayisa Etana, „Die Minute ist hier sehr wichtig, aber das ist gut“, lacht er und spielt damit auf die deutsche Pünktlichkeit an. „Wenn du zu spät kommst, dann ist der Bus weg und du musst eine Stunde warten.“
Zur Not hätten die Jungs von Gieseke aber noch ein Ausweichvehikel zur Hand. „Wir haben alle gemeinsam Fahrradfahren gelernt“, erklärt Kai Dunkel, der als Ausbilder der äthiopischen Azubis fungiert. „Das sah schon abenteuerlich aus, als wir in einer Reihe mit fünf oder sechs Fahrrädern vom Betriebshof gefahren sind.“
Nicht die einzige familiäre Unterstützung, die die Azubis bekommen. Auch Silke Dunkel, Frau von Kai und bei Gieseke in der HR-Abteilung beschäftigt, hilft kräftig mit. „Wir tun alle alles, um den Jungs den Einstieg in die Ausbildung so einfach wie möglich zu machen."
Wie auch bei Stratiebo sind zurzeit neun Azubis bei Gieseke aktiv, die ebenfalls alle Hebel in Bewegung setzen. „Bei uns helfen sich alle untereinander“, weiß Joseph Bogatzki. „Die anderen Lehrlinge sind immer mit Rat und Tat da, wenn Schwierigkeiten da sind.“
Der Poolansatz der BAUVERBÄNDE NRW e. V.
Seit nunmehr als drei Jahren haben die BAUVERBÄNDE.NRW den Poolansatz als Dienstleistung für Mitgliedsunternehmen aufgebaut. Nachdem im Jahr 2022 der erste „Pilot“, Gerson José aus Mosambik, die Ausbildung zum Straßenbauer begann, starteten in 2023 bereits 16 Auszubildende aus Äthiopien und Mosambik ihre Karriere in verschiedenen Ausbildungsberufen. Gerson José hat mittlerweile erfolgreich seine Zwischenprüfung bestanden. Der „Jahrgang 2023“ ist nun im zweiten Lehrjahr. Die Ausbildung abgebrochen hat bisher niemand und die Ausbildungsbetriebe zeigen sich durchweg zufrieden mit den Leistungen ihrer Schützlinge.
Möglich gemacht wird der Poolansatz durch ein gutes Netzwerk an vertrauensvollen lokalen Partnern in Äthiopien und Mosambik. Mit Berufsschulen, an denen bereits Deutsch gelehrt wird, lokalen Verbänden und dem Goethe-Institut arbeiten die BAUVERBÄNDE.NRW eng zusammen, um geeignete Kandidaten zu identifizieren, vorzubereiten und mit den passenden Unternehmen zusammenzubringen. Dadurch, dass die Kandidaten – weitestgehend über die lokalen Institutionen – in Vorleistung treten und Kosten für Sprachkurse und die Vorbereitung vor Ort vorstrecken, entsteht bei den Firmen kein finanzielles Risiko.
Der Poolansatz ist ein Paradebeispiel dafür, wie internationale Zusammenarbeit nicht nur zur Fachkräftesicherung in Deutschland beitragen kann, sondern auch jungen Menschen aus strukturschwachen Regionen eine echte Zukunftsperspektive bieten kann, ohne, dass sie den Weg über das Mittelmeer antreten müssen. Die BAUVERBÄNDE.NRW glauben, dass dieses Modell auch in Zukunft Schule machen kann und möchten alle Unternehmen ermutigen den Schritt zu wagen und Auszubildende aus Drittsaaten einzustellen.